Leserbriefe


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20.01.2022

Eva


Liebe Tuba,

ich vermisse neue Beiträge in deinem Blog. Bitte schreibe weiter.


14.10.2020

Roland Fritz


Liebe Tuba Sarica,

am Montag, 5. Oktober, war ich zu Gast bei Ihrer Lesung in Heilbronn. Ihr Buch „Ihr Scheinheiligen!“ habe ich bereits vor zwei Jahren gelesen und bewundere seither Ihre Offenheit.
Zu Beginn wiesen Sie u. a. darauf hin, dass Sie es aus einer Wut heraus verfasst haben und heute manches anders formulieren würden. Bei der Lektüre habe ich Ihre Sichtweise eher als Klartext empfunden. Dies hat meinen Blick auf das Verhalten der deutsch-türkischen Bevölkerung geschärft.
„Es gibt einen gesellschaftlichen Druck, Kopftuch zu tragen. Je mehr man sich dazu bekennt, desto höher ist das Ansehen in der Parallelgesellschaft.“ Gegenüber den Mitschülerinnen und Mitschülern grenzt man sein Kind dadurch aus.
„Lasst ihnen doch ihren AMG-63-Mercedes!“ Diese Aussage von Sevinc Das, die dem Beirat für Partizipation und Integration angehört, hat mich stutzig gemacht.
So lange – auch bei anderen Automarken – keine röhrenden Auspuffe mit viel Lärm und keine nächtlichen Autorennen damit verbunden sind, wird sich niemand daran stören. Allerdings: Am Dienstag, 6. Oktober, berichtete das SWR-Fernsehen in einer Reportage von eben solchen Vorfällen im Rahmen der Sendung „Vorsicht Verbrechen“ über nächtliche Kontrollen der Heilbronner Polizei, bei denen sich einzelne Fahrer, die das Auto stehen lassen mussten, uneinsichtig zeigten. Selbstverständlich waren unter den Fahrern auch „Ur-Deutsche“.
Sie kritisieren in Ihrem Buch, dass sich die Deutsch-Türken – bis auf den Fußball – sehr selten einem (deutschen) Verein anschließen würden. Ein großes Manko. Musikschule? Musikverein? Sportverein außer Fußball? In der Regel Fehlanzeige! Oder Besuch der Bundesgartenschau 2019? Ein Freilichtmuseum? Oder ein Konzert, bei dem beispielsweise internationale Melodien gespielt werden.
Beispielhaft schildere ich Ihnen meine Erfahrungen mit Menschen türkischer Herkunft aus der jüngeren Vergangenheit: Ehepaar mit Sohn. Er um die 40, in Deutschland aufgewachsen. 2017 kam der damals dreijährige Sohn in den Kindergarten. Weil das Kind allerdings kein Wort Deutsch sprach und nur weinte, wurde es wieder abgemeldet. Ein anderes Ehepaar kauft ein Einfamilienhaus in einer Siedlung aus den sechziger Jahren. Nach der Renovierung mag die Ehefrau nicht einziehen und das Haus wird wieder verkauft. Grund: Sie stört sich daran, dass keine Landsleute in ihrer engeren Umgebung wohnen. (Obwohl im weiteren Umkreis von etwa 200 Metern vier türkischstämmige Familien wohnen.)
Mein Sohn wohnt mit seiner Ehefrau in einem Acht-Familienhaus in einer anderen Gemeinde. Eine der Eigentumswohnungen gehört einem Ehepaar (Ehefrau in Deutschland geboren). Einmal im Jahr veranstalten die Hausbewohner ein kleines Fest und sitzen im Hof zusammen. Besagtes Ehepaar hat noch nie daran teilgenommen. Auch der jährlich stattfindenden Eigentümerversammlung bleiben diese Leute grundsätzlich fern. Wenn der Ehemann meinem Sohn begegnet, grüßt er zurück; in Begleitung meiner Schwiegertochter (oder wenn sie allein unterwegs ist) herrscht eisiges Schweigen.
Die „Schutzblase“, von der Sie schreiben, wird mit zunehmender Tendenz gelebt. Bei meiner Tochter im Bodenseeraum sind die Erfahrungen ähnlich. Sie ist als Erzieherin in der Sprachförderung tätig.
Früher arbeitete ich in einer Behörde. Kürzlich traf ich eine ehemalige Kollegin, die mir folgende Begebenheiten schilderte: Eine (andere) Kollegin mühe sich zurzeit ab mit einem türkischstämmigen Azubi, der während des praktischen Teils seiner Ausbildung nur widerwillig (von einer Frau?) Tipps annimmt bzw. sie eher ignoriert. Ein anderer Deutscher mit türkischen Wurzeln kam zu einer morgendlichen Fortbildung zu spät, begab sich aber zuvor noch in die Kantine, um einen Kaffee zu holen und betrat erst dann den Unterrichtsraum.
Positiv wahrgenommene Ereignisse mit dieser Bevölkerungsgruppe? Ja, liegen aber lange zurück! So hat in den neunziger Jahren eine junge Dame gelegentlich ihren Bus verpasst. Um rechtzeitig zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen, habe ich sie als Anhalterin einige Male im Auto mitgenommen, damit sie rechtzeitig ihr Ziel erreichte.
In den achtziger Jahren half eine Türkin zusammen mit meiner Frau und weiteren Personen einem Weingärtner bei der Traubenlese. In der Mittagspause bot sie nicht ohne Stolz ihre eigenen Spezialitäten in der Runde an.
Meine Frau erinnert sich auch gerne an türkische Kolleginnen, die sehr umgänglich und unkompliziert waren. Und niemand beherrschte die Blutabnahme besser als die Mitarbeiterin einer Arztpraxis.
Anfang der siebziger Jahre bewunderte ich ein Mädchen, das auf die höchsten Äste eines Lindenbaumes kletterte; während ich wegen Höhenangst nie mithalten konnte.
Damals war die Verständigung noch schwieriger, aber der gegenseitige Umgang von mehr Freundlichkeit und gegenseitiger Achtung geprägt.
Ein vorbildlicher Mensch wohnt im Bodenseeraum: Der Mann hat im Jahr 2018 einen der schönsten Schrebergärten angelegt. Die „Schwäbische Zeitung“ berichtete in einer großen Reportage (mit Bild) darüber.
Nach Ihren Erfahrungen, die Sie in der Türkei gesammelt haben, schämen sich sogar dortige Bewohner für das Auftreten einzelner Deutsch-Türken, wenn sie Besuch kommen.
Mit Ihrem Mut haben Sie mich an die Polizeikommissarin Tania Kabouri (mit griechischen Wurzeln) erinnert, die mit ihrem Buch „Deutschland im Blaulicht“ über ihre Erfahrungen im Streifendienst in Bochum berichtete und zum Thema Diskriminierung („Zigeuner“, „Negerküsse“) kein Blatt vor den Mund nahm.

Herzliche Grüße

Roland Fritz


11.07.2020

Roman Schneider


Hallo, Tuba
Ich habe Dein Buch- nachdem ich es in der Bücherei zufällig entdeckt habe-zügig durchgelesen. Es hat viel von dem bestätigt,was ich mir selber schon gedacht hatte, aber den Blick doch noch einmal sehr geschärft. Als "Bio"-Deutscher ist man ja angehalten zur Wiedergutmachung unserer Vergangenheit. Der kollektive Schuldkomplex veranlasst viele Menschen, über offensichtliche Fehlentwicklungen gütigst hinwegzusehen ,gerade auch im Rahmen der Zuwanderung und dessen Herausforderungen. Genauso aber, wie man sich auch individueller Schuld oder Verantwortung sinnvollerweise rational und vernünftig stellen sollte und sich nicht durch irrationale Selbstbestrafung selbst schädigen sollte können wir uns ja unserer Schuld stellen ,indem wir Menschen beispielsweise Asyl gewähren oder die Chance auf Zuwanderung eröffnen. Das ist prinzipiell gut und richtig.. Aber wenn man sozusagen überkompensiert und alles toleriert und gutheisst, nur weil es fremd ist, wird es selbstschädigend und es bringt ernsthaftere Konflikte in unserer Gesellschaft hervor. Der Islam, der (noch) gar nicht vom Islamismus zu trennen ist ,ist ist eine weltweite Herausforderung. ,ja sogar Bedrohung. Selbst in Indien ,wo ich viel Zeit verbracht habe und wo der Islam seit Jahrhunderten zuhause ist, findet man wenige Hindus ,die eine positive Meinung über Muslime haben. Ist das auch, weil die Hindus so "böse" sind ? Weil sie auch "Nazis"sind?Nein, es ist die latente oder offensichtliche Feindseligkeit und Intoleranz Andersgläubigen gegenüber ,die ein "Markenzeichen" des Islam ist und die in seinen Quellentexten verewigt ist.
Ja, auch in der Bibel stehen viele schlimme Dinge und ja, auch das Christentum hat eine Geschichte voll von Gewalt und Intoleranz. Aber das entspricht nicht mehr unserer Lebensrealität .Im Zuge der Aufklärung wurde der Kirche "der Zahn gezogen". Der islamische Kulturkreis hat diese Entwicklung-hoffentlich- noch vor sich. Wir können dieser Entwicklung nachhelfen ,indem wir den Finger in die Wunde legen, offensichtliche Missstände konfrontieren (wie z.B die brutale Verfolgung und Unterdrückung von Minderheiten in islamischen Ländern) anstatt sie unter dem bequemen Deckmäntelchen grenzenloser Toleranz zu verbergen. Dafür hast Du einen wertvollen Beitrag geleistet und dafür danke ich Dir.
Alles Liebe,
Roman


20.03.2020

Comert Mirza


Lieber Tuba,
ich habe Ihre Buch von meine Deutshe Lebenspartnerin bekommen. Bin ich dabei zum lesen. Sie schreiben etwas wie Jasmin Güner Balci. Was ich bis jetz gelesen habe, bis die Seite 62 kann ich denken, die Kritik an die muslimische Gesellschaft etwas übersichtig. Sie graben nicht die Tiefe. Zum Beispiel: Warum diese Mänschen sich "nicht änderen möchten." Hat die "Almanya" unseren Eltern, Grosseltern die Möglichkeiten gegeben, oder "wenn keine mehr Arbeit gibt, werden sie gehen" Politik auf den Leben gerufen? Ausserdem mit der Republik gründung in unserem ex Heimat stimmt es nicht! Mann kann es nicht mit der französische Revolution vergleichen. Weil, in dem Frankreich die Revolution von der Indisturi und da hinten stehende Liberallen wurde gemacht und Religion wurde entmachtet. In der Turkei gegenteil: Religion wurde unter den Statkontrolle genommen und mit der "Diyanet" nur sünnitische Glauben unterstüzt und wenn es nötig war, auch als eine Unterdruckunginstrüment gegen Alewiten, Siiten, Eziden und Christen, Frauen und so weiter genutzt. Nach meine Meinung, es gab keine richtiger laizistismus und jeder Regierung mach es weiter.

Bis dann. Gruss. C. Mirza


19.07.2019

Klaus Freudenberg


Liebe Tuba,
ich habe Dein Buch nach einer Sendung von Anne Will zum Thema schon vor fast einem Jahr gekauft und schier verschlungen. Ich fand es schon immer schade, dass man von den vielen türkischen Menschen, die bei uns leben, außer den Männern in den Dönerbuden fast nie jemanden sieht. Höchstens noch alte Frauen, die schwere Einkaufstüten durch die Stadt schleppen.
Dabei ist es doch einfach schön, wenn "fremde" Kulturen den Alltag und das Leben bereichern. Aber dafür muss man sich gegenseitig sehen können! Sich an den Gemeinsamkeiten freuen und die Unterschiede bestaunen :-)
Aber inzwischen habe ich aber auch ein leuchtendes Gegenbeispiel getroffen: vor ein paar Monaten kam eine junge Türkin als Kollegin ins Team. Hat Medizintechnik studiert, trägt Kopftuch, ist sehr schön, sehr klug, sehr wach und präsent, lacht gerne und viel und kommt mit ihrem offenen Wesen mit allen Kollegen auf Augenhöhe und bestens aus.
Ich als alter Knacker (bin 67) habe mich kürzlich bei ihr bedankt. Dafür, dass sie mein Weltbild von Frauen mit Kopftuch komplett auf den Kopf gestellt hat. Oder besser gesagt: vom Kopf auf die Füße. Sie sagte, sie bedauert diese Parallelwelten auch sehr und kann darüber nur den Kopf schütteln.
Ganz liebe Grüße an Dich!
Klaus



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